Familientherapie

Familientherapie ist ein Verfahren der Psychotherapie und der psychologischen Beratung für Paare und Familien.
In der Familientherapie werden positive Veränderungen und Entwicklungen der Beziehungen zwischen den Mitgliedern von Familien
angestrebt. Dabei wird betont, dass die Qualität der Kommunikation
zwischen den Familienmitgliedern ein wesentlicher Faktor für die psychische
Gesundheit der einzelnen Mitglieder ist.

Die unterschiedlichsten Schulen der Familientherapie teilen die
Grundannahme, dass die Einbeziehung der Familie in den Therapieprozess
die Effektivität einer psychotherapeutischen Behandlung steigert,
unabhängig von der Ursache einer psychischen Störung und auch dann, wenn eine Störung als die Krankheit eines einzelnen Familienmitglieds
angesehen wird. Familientherapeutische Ansätze werden bei allen Formen
psychischer Störungen eingesetzt.

Die systemische Familientherapie oder Systemische Therapie wird auch in
außerfamiliären Bereichen, wie in der Gruppentherapie, Teamentwicklung
und Organisationsberatung angewendet.
Viele der im Rahmen der systemischen Therapie entwickelten
Methoden wurden auch für ihre Anwendbarkeit in der Einzeltherapie und im Coaching modifiziert.

Inhaltsverzeichnis

1 Familientherapeutische Richtungen

1.1 Psychoanalytisch
1.2 Humanistisch
1.3 Systemisch


Familientherapeutische Richtungen

Seit den 70er und 80er Jahren des 20 Jahrhunderts gewannen
Perspektiven der Kybernetik und der Systemtheorie
einen starken Einfluss auf alle Richtungen der Familientherapie, so
dass in modernen Formen der Familientherapie die Familie immer auch als
ein System verstanden wird, in dem die Wechselwirkungen
zwischen den Mitgliedern der Familie von großer Bedeutung sind.

Psychoanalytisch

Davon ausgehend, dass psychische Erkrankungen durch familiäre
Beziehungsstrukturen, auch zurückreichend in frühere Generationen,
bedingt sind, werden in der psychoanalytisch
orientierten Familientherapie sowohl die Interaktionen zwischen den
Familienmitgliedern als auch die Intrapsychischen Abwehrstrukturen der einzelnen

Familienmitglieder analysiert. Wie in der Psychoanalyse und in der tiefenpsychologisch fundierten Psychotherapie sollen unbewusste dysfunktionale psychische Prozesse aufgedeckt werden. Als herausragende Vertreter dieser Richtung gelten Nathan Ackerman, James Framo,
Iván Böszörményi-Nagy, und im deutschsprachigen Raum Horst-Eberhard Richter, Helm Stierlin, und Jürg Willi.

Humanistisch


Einige Schulen der Familientherapie sind stark durch Elemente der humanistischen Psychologie geprägt. In diesen Schulen steht im Gegensatz zur psychoanalytisch  orientierten Familientherapie das Erleben im Hier und Jetzt ganz im Vordergrund.
Viele Methoden der Familientherapie wurden in dieser
Tradition entwickelt. Dazu zählen die Familienrekonstruktion, die Arbeit mit Metaphern, Meditation, Tranceinduktion und die Familienskulpturen.
Auch die Idee der Zirkularität und die zirkulären Fragen, die paradoxen Verschreibungen, und Familienrituale wurden hier entwickelt. Als Hauptvertreterin und Begründerin dieser Richtung gilt Virginia Satir. Sie arbeitete in der Palo-Alto-Gruppe zusammen mit William F. Fry, Jay Haley, Don D. Jackson, Paul Watzlawick und John Weakland.
Systemisch


Siehe auch: Systemische Therapie

Viele der heute gelehrten systemischen Familientherapiemethoden
gründen auf psychoanalytischen und humanistischen Ansätzen.
Strukturelle FamilientherapieIn der strukturellen Familientherapie, wie sie von Salvador Minuchin entwickelt wurde, wird
besonderes Gewicht auf Strukturen (Generationen, also z. B. Eltern und
Kinder) und Grenzen (z. B. zwischen den Generationen) gelegt. Ziel sind
klare Strukturen und Grenzen.

Mailänder Modell
Das Mailänder Modell der Gruppe um die Kinderanalytikerin Mara
Selvini Palazzoli entwickelte spezielle
familientherapeutische Settings um die Interaktionsmuster der Familie
gezielt zu verändern. Das Mailänder Modell hat heute noch großen
Einfluss auf die familientherapeutische Arbeit.

Strategischer Ansatz
Der strategische Ansatz der Familientherapie wurde von dem
Anthropologen Gregory Bateson im Mental Research Institute
(MRI) in Palo-Alto initiiert. Hier wurde vor allem die Idee entwickelt,
dysfunktionale Problemlösungsstrategien zu unterbrechen und aktiv
alternative Handlungsstrategien zu erproben. Das Modell
problemorientiert-strategischer Kurztherapie hat hier seinen Ursprung.

Konstruktivistischer Ansatz
Die neueste Entwicklung in der systemischen
Familientherapie wurde
durch Ernst von Glasersfelds Philosophie des
radikalen Konstruktivismus stark
beeinflusst. Aus dem konstruktivistischen Ansatz entwickelten Steve de Shazer
und Insoo Kim Berg die lösungsorientierte Kurztherapie.
Auch der narrative Ansatz von Harry Goolishian begründet sich im
Konstruktivismus und betont die Bedeutung der Sprache bei der
Konstruktion einer erlebten Wirklichkeit.