Ambivalenz (von lat. ambo „beide“ und valere „gelten“) wurde als Begriff von Eugen Bleuler (1857–1939) geprägt. Darunter wird in der Psychologie, Psychotherapie, Psychiatrie und Psychoanalyse das Nebeneinander von gegensätzlichen Gefühlen, Gedanken und Wünschen verstanden. In der gehobenen Umgangssprache gebräuchlicher ist das Adjektiv ambivalent (zwiespältig, doppelwertig, mehrdeutig, vielfältig).
Es handelt sich hier um ein „Sowohl/Als auch“ von Einstellungen. Der Begriff „Hassliebe“ ist ein Beispiel für eine solche untrennbare Verknüpfung gegensätzlicher Wertungen. (Oxymoron)
Dass jedes Ding seine zwei Seiten haben kann, ist mit Ambivalenz nicht gemeint, solange dadurch kein innerer Konflikt hervorgerufen wird. Vielmehr ist darunter eine Dichotomie von Sichtweisen zu sehen, die gegensätzliche Reaktionen bedingen und letztlich die Fähigkeit zu einer Entscheidung im weitesten Sinne hemmen. So sieht Karl Abraham den reifen Menschen im Gegensatz zum Kind, das durch Triebschwankungen charakterisiert ist, als frei von Ambivalenz. Andere Psychoanalytiker sehen in den meisten menschlichen Regungen eine Ambivalenz von Libido und Thanatos bzw. Liebe und Destruktionstrieb. Für Bleuer war die Ambivalenz das Hauptsymptom der Schizophrenie.
Ambivalenz kann laut Bleuler eingeteilt werden in ein Nebeneinander von widersprüchlichen
- Gefühlen – „affektive Ambivalenz“
- Wünschen – „voluntäre Ambivalenz“ oder Ambitendenz
- Beurteilungen – „intellektuelle Ambivalenz“